Jüdischer Friedhof in Hamburg-Altona, 2010
Hier befinden sich Gräber berühmter Portugiesen sephardischer Herkunft wie der traditionsreichen Familien Castro, Teixeira und Fidanque. Daneben finden sich die Grabstätten aschkenasischer Familien wie die Mendelssohns und Heines. ...
Hamburg, 2010
פ״נ Hier ist begraben...
Hamburg, 2010
Die Kohanim (hebräisch כהנים, Plural von Kohen, hebräisch כהן) sind eine Untergruppe der Leviten, des tempeldienstlichen Stammes unter den Zwölf Stämmen Israels. Sie gelten als direkte Nachfahren Aarons, der ein Bruder des Mose war.
Die Kohanim übten im Tempel den Dienst am Altar aus. Der Kohen Gadol (wörtlich „Großer Kohen“) war die höchste religiöse Autorität des Judentums. Jedoch waren die Unterschiede zwischen den Kohanim und den übrigen Leviten bezüglich ihrer Aufgaben und Befugnisse seit der Zerstörung des zweiten Tempels in Jerusalem durch die Römer im Jahre 70 n. Chr. teilweise aufgehoben. Für Kohanim gelten einige besondere Regeln bzw. Reinheitsgebote. Beispielsweise dürfen männliche Kohanim nur „jungfräuliche“, also keine geschiedenen oder verwitweten Frauen heiraten und sollen keine Friedhöfe betreten oder Tote berühren. Von ihnen wird zu bestimmten Anlässen (Jom tow bzw. nur am Jom Kippur) auch der Aaronitische Segen gesprochen, bei dem unter anderem eine bestimmte Haltung der Hände und Finger vorgeschrieben ist (die dann zu einer Art Kohen-Symbol wurde, das man dann besonders auf ihren Grabsteinen findet). - (Wikipedia)
Hamburg, 2010
Die Leviten, genannt nach dem Stammvater Levi, sind einer der Zwölf Stämmen Israels, die nach dem Tanach von den Söhnen Jakobs abstammen.
Dort ist Levi der dritte Sohn Leas und Jakobs (Gen 29,34 LUT). Seine Nachkommen wurden laut 5. Buch Mose 18,1-8 LUT allein zum Tempeldienst für alle Israeliten erwählt. Als einziger der Stämme Israels erhielten sie keinen Landbesitz, stattdessen standen ihnen die Tempelabgaben zu. Im 4. Buch Mose 1,49-50 LUT heißt es dazu:
Nur den Stamm Levi sollst du nicht mustern und ihre Summe nicht aufnehmen unter den Söhnen Israels, sondern setze du die Leviten ein über die Wohnung des Zeugnisses und über all ihr Gerät und über alles, was zu ihr gehört! Sie sollen die Wohnung und all ihr Gerät tragen und sie sollen sie bedienen und sich rings um die Wohnung herum lagern. - (Wikipedia)
Hamburg, 2010
Baruch ben Zwi Hirsch Willner [18.8.1709]
Diese Inschrift bezieht sich auf den zweiten Stein von rechts.
Hier ist begraben
ein Mann,
er Baruch, gesegnet sei er und gesegnet sein verständiger Sinn,
viel Ertrag war mit ihm,
und in Redlichkeit ging er hin in seiner Welt,
der geehrte, unser Lehrer, der Meister, Herr Baruch, Sohn unseres Lehrers, des Meisters, Herrn
Zwi Hirsch Willner, verschieden
und begraben 12. Elul 469 der kleinen Zählung.
Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens.
Aschkenasim
Hamburg, 2010
Aschkenasim (hebr אשכְּנזים, deutsch Aschkenasen, weitere Schreibweisen: Askenasim, Ashkenazim, Ashkenasim) ist die Selbstbenennung der West- und Ostjuden, die eine gemeinsame religiöse Tradition und Kultur verbindet. Während sich unter den Ostjuden und ihren weltweit verstreuten Nachkommen auch nach der Schoah der Gebrauch des Jiddischen erhalten hat, ist diese Sprache unter den deutschen und französischen Juden seit Mitte des 18. Jahrhunderts infolge der Haskala, der jüdischen Aufklärung, fast vollständig ausgestorben.
Die geschichtlich gewachsenen kulturellen und ethnischen Unterschiede zwischen aschkenasischen und sephardischen Juden machen diese beiden europäischen Hauptstränge des Diasporajudentums zu mehr oder weniger klar definierten jüdischen Identitäten.
(Wikipedia)
Hamburg, 2010
Schimschon ben Seligman Kohen [20.12.1738]
Diese Inschrift bezieht sich auf den ersten Stein von links in der ersten Reihe.
Hier ist begraben
›das Manna-Gefäß‹,
›Spross der Liebkosung‹, der Jüngling,
›jung, doch weise‹, stets mit der Tora
befasst, der geehrte Schimschon, Sohn des Vornehmen
und weitbekannten Einflußreichen, des Vorstehers und Leiters, unseres Lehrers, des Meisters, Herrn
Seligman Kohen, verschieden am Tag des heiligen Schabbat
und begraben am Tag 1, 10. Tewet 499 der kleinen Zählung.
Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens.
Hamburg, 2010
Jaakow Israel (genannt Jaabez) ben Zwi [19.04.1776]
›Grabmal‹
›des Meisters der Juden‹, des besten unter den Weisen. Jammer und Wehklage ward gehört im Lager der Hebräer, denn (es) brannte dort eine Feuerbrunst, Schmuck und Pracht wurden vom Haupte geworfen beim Tode des weisen Mannes.
›Mit Kraft führte er den Krieg zurück bis zum Tore‹ . ›Heilig und rein vom Mutterleibe, von der Morgenröte an‹ machte er Nächte zu Tagen in der Tora des Ewigen, geordnet und bewahrt, in seinen heiligen Werken, ›ein Saphir an Gestalt‹ verbreitete er sein Licht in die Weltgegenden, im geheimen, wie im offenbaren (Lehrstoff), ›klare Regel‹, die Ehrfurcht des Ewigen und ›moralische Rüge‹ und alle ›Geheimnisse der Weisheit‹, die brachte er ans Licht. ›Ein großer Fürst in Israel ist gefallen‹, wisst ihr nicht, daß ›die Lade weggenommen worden ist‹ von unserem Kopfe und ein teures (Edel-)Steingewebe (uns) entrissen? Der Großteil seiner Lehre und seiner Weisheit ist geschrieben und noch verwahrt in seinem Lehrhaus, ›möge das Frühlicht es bescheinen‹ .
›Der Edle unter den Hirten‹ und Wundervolle im Gerichtskollegium, am Tage, da er weggenommen wurde,
›ging die Sonne unter‹ und ›die reine Leuchte‹ erlosch. Würdig ist er, daß man ihn beweint, ihm Totenklage darbringt, denn wallend war sein Herz ›am Tag des Zorns, und es verging das Angstgeschrei wie von einer Erstgebärenden‹ .
Es ist der große, überragende Gelehrte, kundig in allen Kammern der Tora, im offenbaren wie im geheimen (Lehrstoff) und in allen Wissenschaften, ›dem kein Geheimnis verhüllt (war)‹ , unser geehrter Lehrer und Meister, Herr Jaakow Israel, genannt Jaabez, das Andenken des Gerechten zum Segen für das Leben in der künftigen Welt, Vorsitzender der Gerichtsbarkeit der heiligen Gemeinde Emden, der Ewige befestige sie, Amen, Sohn jenes Gerechten, des überragend großen Gelehrten, des weitbekannten Frommen, des umfassend Weisen, unseres Herrn, unseres Lehrers und Meisters, des Rabbiners, unseres Lehrers und Meisters, Herrn Zwi, genannt Chacham Zwi, das Andenken des Gerechten zum Segen, für das Leben in der künftigen Welt, Vorsitzender der Gerichtsbarkeit der 3 Gemeinden,
Altona, Hamburg, Wandsbek, der Ewige befestige sie, Amen. Seine Seele ging aus in Heiligkeit am Tag 6, Rüsttag des heiligen Schabbat, 1. Neumondstag Ijar 536 der kleinen Zählung, und sein Leib ward begraben am selben Tag kurz vor Schabbateintritt. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens ›unter den Fittichen der Einwohnung‹ , ›wie der Glanz des Firmaments glänzend.
Hamburg, 2010
Ester bat Jaakow Jizchak ∞ Jeschajahu Levi [12.08.1735]
Diese Inschrift bezieht sich auf den zweiten Stein von rechts.
Hier ist geborgen
die angesehene und würdige Frau, sie tat
den Willen ihres Schöpfers und den Willen ihres Gatten, alle
Herrlichkeit der Königstochter ist innerlich - sie war
achtsam, es ist die Betagte, die Herrschaftliche,
Frau Ester, Tochter des geehrten Jaakow Jizchak,
sein Andenken zum Segen, aus Stadthagen, Gattin des Vornehmen,
des geehrten Jeschajahu Levi, sein Andenken zum Segen, verschieden und begraben
Tag 6, 24. Menache[m] 59[5 nach] der kleinen Zählung.
Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens.
Hamburg, 2010
Jaakow Meir ben Jeschajahu Hekscher [26.03.1711]
Diese Inschrift bezieht sich auf den zweiten Stein von links.
Hier ist begraben ein Mann,
über dem gesagt werde:
wer ist's der da kommt aus der vergänglichen Welt,
dessen Mund Redlichkeit spricht?
er komme unversehrt zum hellen Licht!
Reich an Rat, lernt er und disputiert,
betagt und satt, denn er fand ein einen Besieger
der Teure, der geehrte Meister, Herr Jaakow Meir,
Sohn des Jeschajahu Hekscher, sein Andenken zum Segen, verschieden
und begraben Tag 5, 6. Nissan 471 der kleinen Zählung.
Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens.
Hamburg, 2010
Elkana ben Pessach [18.10.1712]
›Im Anfang schuf‹.
Trauer will ich erheben,
›in bittres Weinen verfallen‹ über den Tod des ›treuen
Boten‹, mit tiefer Stimme wie Dröhnen des Widderhorns,
›denn die Sonne ging unter‹, ›gewogen und gezählt‹.
(Er war) ein Weiser, ein Kenner von Parabeln wie Bar Kappar(a),
ein Mann, der alles enthielt, ›eine Zyprustraube‹,
Elkana, "Gott erwarb", sein Name, ein geübter Schreiber,
Diener und Beglaubter der heiligen Gemeinde Altona.
Es ist der Meister, Herr Elkana, Sohn des Herrn Pessach,
das Andenken des Gerechten zum Segen, verschieden
und begraben Tag 3, 2. der Zwischenfeiertage
des Laubhüttenfestes 473 der kleinen Zählung.
Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens.
Hamburg, 2010
Hamburg, 2010
Als Sephardim (hebr: ספרדים, Sfaradim; dt. Sepharden) bezeichnen sich die Juden und ihre Nachfahren, die bis zu ihrer Vertreibung 1492 und 1531 in Spanien (Al-Andalus) und Portugal lebten und die sich nach ihrer Flucht zum größten Teil im Osmanischen Reich und in Nordwestafrika (Maghreb) ansiedelten. Ein kleiner Teil siedelte sich auch in Nordeuropa, insbesondere den Seehandelsstädten der Niederlande, dort unter anderem in Amsterdam, und Norddeutschlands, dort vor allem in Hamburg, aber auch in Amerika, Indien und Afrika an. Ihre Kultur beruhte weiterhin auf der iberischen Kultur. Darin unterscheiden sich Sephardim von den mittel- und osteuropäisch geprägten Aschkenasim.
(Wikipedia)
Hamburg, 2010
Juspa ben Ber Kohen [24.01.1739]
Diese Inschrift bezieht sich auf den zweiten Stein von links.
Hier ist geborgen
ein getreuer Mann, der Einflußreiche,
der Wohltäter, der Kassenverwalter der Gemeinde
ein gottesfürchtiger Mann, der geehrte Meister, Herr Juspa,
Sohn des Vorstehers und Leiters, des weitbekannten
Lehrers, des Meisters, Herrn Ber Kohen,
er stieg empor zur Höhe am Tage des heiligen Schabbat,
fünzehnter im Schwat,
und ward begraben Tag 1, 16. desselben
499 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens.
Hamburg, 2010
Zwi Hirsch [21.09.1807]
Prächtige Krone, Zierde Israels.
Hier ist begraben unser Herr, unser Lehrer und unser Meister, der Meister aller
Kinder des Exils, der Rabbiner, der weitbekannte, überragend große Gelehrte,
scharfsinnig und überaus kundig, der Fromme, Kabbalist, ein heiliger
Gottesmann, der Weise und sehr Demütige, Oberster und Richter, Lehrhausleiter und Tora verbreitend in Israel, er verfaßte mehrere Werke zum Talmud,
zu den Dezisoren und zur Bibel sowie Responsa, die noch ungedruckt sind,
er erleuchtete die Augen des Exils, ›es stand keiner wie er auf‹, und sollte nach ihm
nicht mehr sein, sein Name sei Ehre, unser Lehrer, der Meister, Herr
Zwi Hirsch aus der heiligen Gemeinde Samoscht, das Andenken des Gerechten zum Leben in der künftigen Welt,
der Vorsitzende der Gerichtsbarkeit und Lehrhausleiter der Dreigemeinden, A(ltona), H(amburg), W(andsbek), und früher war er Vorsitzender der Gerichtsbarkeit und Lehrhausleiter in der heiligen Gemeinde Brody und in der heiligen Gemeinde Groß-Glogau, verschieden am Tag 2, 18.
Elul 5567 der kleinen Zählung in seinem 67. Lebensjahr.
Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens.
Hamburg, 2010
Hamburg, 2010
פ 'נ Hier ist begraben
יש ישר ein ehrenwerter Mensch...
Fotos von Lev Silber in der Katharinenkirche
"Neue Osnabrücker Zeitung" vom 22. Februar 2011
Lev Silber und Angela Müllenbach-Michel, von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.
Foto: Stefan Buchholz
In Stein gehauene Symbolik
Osnabrück. Die verborgene Pracht des jüdischen Friedhofs in Hamburg-Altona zeigen eindrückliche Schwarz-Weiß-Fotografien des Osnabrücker Fotografen Lev Silber. Mit Eröffnung dieser Ausstellung und einem Vortrag wurde die diesjährige „Woche der Brüderlichkeit“, die dem christlich-jüdischen Miteinander gewidmet ist, in der Katharinenkirche eröffnet.
Die 20 stimmungsvollen Fotografien von Grabmälern mit ihren Inschriften und in Stein gehauenen Symbolen wie Tieren, Kronen oder segnenden Priesterhänden sind eine Anregung, sich mit der vielfältigen jüdischen Kultur und Geschichte in Deutschland zu beschäftigen. Ein besonderes Verdienst des Fotografen Lev Silber ist dabei, dass er die hebräischen Inschriften auf den jahrhundertealten Grabsteinen dem Betrachter zugänglich macht: Den Fotografien fügte er eine deutsche Übersetzung hinzu, die er mithilfe von Dokumenten und Unterstützung von Wissenschaftlern recherchierte.
Zur Eröffnung der Fotoausstellung und der von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit organisierten „Woche der Brüderlichkeit“ hielt Michael Brocke, Professor für Judaistik und Direktor des Salomon-Ludwig-Steinheim-Instituts für deutsch-jüdische Geschichte, einen Vortrag über diesen Friedhof. Er leitete dessen aufwendige und umfangreiche Restaurierung von 2001 bis 2006. Zuvor war die Anlage in einem bedrohlich schlechten Zustand und für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. Vandalismus, besonders während der Nazizeit, Bombenkrieg und Vernachlässigung hatten bereits viel wertvolle Substanz der 1614 gegründeten und Mitte des 19. Jahrhunderts geschlossenen Begräbnisstätte zerstört. Heute gilt dieser Ort mit knapp zwei Hektar als einer der größten und mit 5000 Grabmalen als einer der bedeutendsten jüdischen Friedhöfe. Das Besondere daran: Es sind eigentlich zwei Friedhöfe. Der eine war Begräbnisstätte der Sepharden, der aus Spanien und Portugal vertriebenen Juden, der andere gehörte den Aschkenasen, den Juden aus Deutschland und dem Osten. Als später die beiden Friedhöfe zusammengelegt wurden, trafen die verschiedenen Begräbniskulturen unmittelbar aufeinander.
Vater von Eilika
Künstler Christoph Seidel
Pastor Reinhard Kolb
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